Jura-Studium
Du willst Jura studieren und später als Anwalt oder Richter arbeiten? Hier erfährst du, was dich im Rechtswissenschaft-Studium erwartet — und ob dieser Weg zu dir passt.
Inhaltsübersicht
Jura — Überblick über das Studium
Jura, oft einfach Rechtswissenschaft genannt, ist mehr als Paragrafen pauken. Im Studium lernst du, wie Recht funktioniert — von der Gesetzgebung bis zur Lösung realer Streitfälle. Der Studiengang ist staatlich geregelt und führt dich Schritt für Schritt zum ersten Staatsexamen. Das brauchst du, wenn du später als Anwalt arbeiten oder Urteile fällen willst.
Der Fokus liegt klar auf der Theorie. Gleichzeitig hat fast alles, was du lernst, direkten Bezug zum Alltag: Ob Scheidung, Kaufvertrag oder Klimaklage — Recht regelt unser Zusammenleben. Was Jura besonders macht: Es öffnet dir den Weg in Berufe mit echter Verantwortung.
Welche Studieninhalte erwarten dich?
In den ersten Semestern lernst du die Grundlagen des Rechts kennen. Dazu gehören nicht nur juristische Definitionen, sondern auch deren Entstehung und Bedeutung im gesellschaftlichen Kontext. Besonders wichtig sind:
- Rechtsgeschichte
- Rechtsphilosophie
- Rechtssoziologie
- Methodenlehre
Diese Fächer helfen dir, das Recht nicht nur anzuwenden, sondern es auch kritisch zu hinterfragen.
➡️ Ist das Jura-Studium schwer? Das Jura-Studium gilt als anspruchsvoll. Im Vergleich zu Studiengängen wie BWL
oder Politikwissenschaft ist der Aufwand höher — vor allem durch die lange Examensvorbereitung. |
Nach dem Grundstudium vertiefst du dein Wissen in allen wichtigen Rechtsgebieten. Du besuchst Vorlesungen und Seminare zu:
- Zivilrecht — etwa Vertragsrecht, Familienrecht und Erbrecht
- Strafrecht — mit Fokus auf Tatbestände und Strafzumessung
- Öffentliches Recht — zum Beispiel Verfassungsrecht und Verwaltungsrecht
- Europarecht — das zunehmend an Bedeutung gewinnt
In der zweiten Studienhälfte belegst du zusätzlich ein Schwerpunktmodul, in dem du deine universitäre Prüfung schreibst. Parallel nimmst du an Repetitorien teil — intensiven Kursen zur Vorbereitung auf das erste Staatsexamen.
Was sagen Studierende über das Studium?
Viele Jura-Studierende schätzen die klare Systematik des Fachs und das Gefühl, mit jedem Semester besser zu verstehen, wie Recht unsere Gesellschaft ordnet. Gerade wer gern strukturiert denkt, findet sich schnell zurecht.
Trotzdem empfinden viele den Stoff als trocken und umfangreich, besonders zu Beginn. Auch der Druck vor Prüfungen und dem Staatsexamen ist für viele eine Herausforderung. Lerngruppen helfen dabei, den Überblick zu behalten. Motivierend finden viele das klare Ziel: Richter, Anwalt oder Staatsanwalt zu werden. Dieses Ziel gibt oft die nötige Ausdauer — auch wenn das Studium nicht immer leicht ist.
Passt das Jura-Studium zu dir?
Jura zu studieren heißt: Du denkst in Systemen. Du prüfst einen Sachverhalt Schritt für Schritt und folgst dabei einem festen Schema — dem sogenannten Gutachtenstil. Das ist eine Methode, mit der du lernst, juristische Probleme sauber zu lösen: logisch und ohne persönliche Meinung.
Außerdem musst du mit Unschärfe umgehen können. Im Recht gibt es oft kein klares Richtig oder Falsch, sondern Auslegungen. Du vergleichst Urteile, ziehst Schlüsse, formulierst Argumente — immer im Rahmen des Gesetzes. Das verlangt sprachliche Genauigkeit, aber auch abstraktes Denken.
Welche Stärken brauchst du für das Studium
Fähigkeit / Eigenschaft | Bedeutung (1 = unwichtig, 7 = sehr wichtig) |
Analytisches Denken | ⭐⭐⭐⭐⭐⭐ |
Zahlenaffinität | ⭐⭐ |
Kommunikationsstärke | ⭐⭐⭐⭐ |
Teamfähigkeit | ⭐⭐⭐ |
Selbstorganisation | ⭐⭐⭐⭐⭐⭐ |
Interesse an Menschen | ⭐⭐⭐ |
Sprachkenntnisse | ⭐⭐⭐ |
Wenn du Freude daran hast, Regeln zu durchdringen, geduldig an komplexen Fragestellungen zu arbeiten und dabei sehr genau zu formulieren, bist du hier genau richtig. Wenn du dagegen eher intuitiv entscheidest, dich in offener Argumentation wohler fühlst oder gerne verschiedene Perspektiven ohne eindeutiges Ergebnis abwägst, könnte ein Studium wie Politikwissenschaft besser zu dir passen.
Wie läuft ein Studium in Jura ab?
Das Jura-Studium folgt einem festen Aufbau: Zunächst lernst du die Grundlagen der Rechtswissenschaft, später vertiefst du dein Wissen in den wichtigsten Fachbereichen. Ziel ist es, dich schrittweise auf das erste Staatsexamen vorzubereiten. Dabei wechseln sich Vorlesungen, Übungen und schriftliche Prüfungen ab — eigenverantwortliches Lernen ist von Anfang an entscheidend.
Grundlagenphase (1.–3. Semester)
Hier eignest du dir das methodische Handwerkszeug an, das du für juristisches Arbeiten brauchst. Dazu gehören Fächer wie Rechtsgeschichte, Rechtsphilosophie oder Methodenlehre — ergänzt durch erste Einführungen in das Zivil-, Straf- und Öffentliche Recht. Am Ende stehen Zwischenprüfungen, die du bestehen musst, um ins Hauptstudium überzugehen.
Hauptstudium (4.–6. Semester)
In dieser Phase vertiefst du dein Wissen in allen zentralen Rechtsgebieten. Du lernst, komplexe Fälle rechtlich zu beurteilen, Gutachten zu verfassen und eigenständig mit Gesetzen zu arbeiten. Zusätzlich belegst du Veranstaltungen im sogenannten Schwerpunktbereich, der später Teil deiner Examensnote wird.
Repetitorium & Staatsexamen (7.–9. Semester)
In den letzten drei Semestern bereitest du dich intensiv auf das erste Staatsexamen vor. Viele Universitäten bieten dazu eigene Repetitorien an — strukturierte Wiederholungskurse, in denen der komplette Prüfungsstoff systematisch aufgearbeitet wird. Parallel legst du die Schwerpunktbereichsprüfung ab, die 30 % deiner Endnote ausmacht.
Zweites Staatsexamen und Referendariat
Nach dem ersten Staatsexamen folgt das zweijährige Referendariat — ein bezahlter Vorbereitungsdienst, in dem du Stationen bei Gerichten, Staatsanwaltschaften, Kanzleien und Behörden durchläufst. In dieser Zeit lernst du, juristisches Wissen praktisch anzuwenden, Schriftsätze zu verfassen und Verhandlungen zu führen. Am Ende steht das zweite Staatsexamen. Erst danach darfst du als Rechtsanwältin zugelassen werden oder dich auf eine Stelle als Richter oder Staatsanwalt bewerben.
Wenn du Rechtsanwalt, Richterin oder Staatsanwältin werden möchtest, führt kein Weg am zweiten Staatsexamen vorbei. Es ist der Abschluss des Referendariats und macht dich erst voll juristisch berufsfähig. Ohne diese Prüfung kannst du zwar juristisch arbeiten — aber nicht in den klassischen Berufen der Justiz.
Studiendauer & Studienmodelle
Das klassische Jura-Studium dauert 9 Semester — also 4 1/2 Jahre — bis zum ersten Staatsexamen. Das ist die Regelstudienzeit an allen Universitäten in Deutschland, unabhängig vom Standort. Anschließend folgt das zweijährige Referendariat, das mit dem zweiten Staatsexamen endet.
Das Jura-Studium ist überwiegend als Vollzeitstudium an Universitäten organisiert. Duale Studiengänge oder berufsbegleitende Programme sind im klassischen Jura kaum verbreitet, weil die Inhalte stark an staatliche Prüfungen gebunden sind.
Daneben gibt es auch juristische Studiengänge mit Bachelor – (LL.B.) oder Masterabschluss (LL.M.). Diese Programme vermitteln rechtliches Wissen, führen aber nicht zum Staatsexamen.
Du willst rechtlich arbeiten, aber ohne jahrelange Examensvorbereitung? Dann ist der LL.B. eine Option. Das Studium bringt dich schnell und praxisnah zum Abschluss, kombiniert Recht mit Wirtschaft oder Management und bereitet dich gezielt auf Berufe in Unternehmen oder der Verwaltung vor.
Zulassungsvoraussetzungen
Für das klassische Jura-Studium mit Staatsexamen brauchst du die allgemeine Hochschulreife — also das Abitur. Eine fachgebundene Hochschulreife reicht in der Regel nicht aus, da das Studium nur an Universitäten angeboten wird. Auch mit der Fachhochschulreife kannst du Jura nicht studieren, da Fachhochschulen keine Staatsexamensstudiengänge im Bereich Rechtswissenschaft anbieten.
Zulassungsbeschränkungen
An den meisten Universitäten ist das Jura-Studium zulassungsbeschränkt — das bedeutet: Es gibt einen Numerus clausus (NC). Je nach Hochschule und Bundesland liegt dieser üblicherweise zwischen 1,3 und 2,0. An besonders gefragten Standorten kann er auch darunter liegen. Mit einem Abi-Notenschnitt über dem NC kannst du oft über Wartesemester oder Sonderquoten dennoch einen Studienplatz erhalten.
Wie sind deine Karrierechancen & dein Gehalt?
Mit einem abgeschlossenen Jura-Studium stehen dir viele Türen offen — vorausgesetzt, du bestehst beide Staatsexamen mit soliden Noten. Denn nur damit kannst du klassische juristische Berufe wie Richter, Staatsanwalt oder Rechtsanwalt ergreifen.
Typische Tätigkeitsfelder für Jura
✔️ Richter — Du entscheidest über Rechtsstreitigkeiten an Gerichten und sorgst für rechtssichere Urteile
✔️ Staatsanwältin — Du leitest Ermittlungsverfahren, erhebst Anklage und vertrittst den Staat vor Gericht
✔️ Notar — Du beurkundest rechtlich bedeutende Vorgänge wie Hauskäufe oder Eheverträge
✔️ Rechtsanwältin — Du berätst Mandanten und vertrittst ihre Interessen außergerichtlich und vor Gericht
✔️ Juristin in Unternehmen oder Behörden — Du prüfst Verträge, begleitest Gesetzesänderungen oder entwickelst interne Richtlinien
Karrierechancen & Gehalt
Mit einem abgeschlossenen Jura-Studium bist du auf dem Arbeitsmarkt sehr gut aufgestellt — vor allem, wenn du beide Staatsexamina mit überdurchschnittlichen Noten absolvierst. Schon im öffentlichen Dienst, etwa als Richter oder Staatsanwältin, liegst du beim Einstieg bei rund 73.000 € brutto pro Jahr. Wer als Jurist in der Verwaltung beginnt, verdient etwa 60.500 € jährlich — ein solider Start mit hoher Jobsicherheit.
Deutlich lukrativer sind Positionen in Kanzleien und Unternehmen. In mittelständischen Kanzleien liegt das Einstiegsgehalt bei rund 84.500 €, in spezialisierten Boutique-Kanzleien bei 98.500 €. In internationalen Großkanzleien sind sogar 125.000 bis 140.000 € brutto jährlich möglich. Auch als Unternehmensjuristin kannst du mit etwa 67.500 € einsteigen — besonders mit einem wirtschaftsnahen Schwerpunkt.
Mit zunehmender Berufserfahrung sind Gehälter über 100.000 € realistisch — vor allem, wenn du dich spezialisierst oder Führungsverantwortung übernimmst.
Im Vergleich zu anderen Studiengängen zeigt sich: Jura bietet langfristig besonders hohe Gehaltsperspektiven. Wirtschaftsjuristinnen steigen im Schnitt mit rund 56.400 € ein. Absolventen der Politikwissenschaft beginnen meist bei etwa 45.000 €, während Wirtschaftswissenschaftler im Durchschnitt mit 38.250 € starten.
Wo kannst du Jura studieren?
Das Studium der Rechtswissenschaft kannst du an Universitäten aufnehmen — private und staatliche Hochschulen bieten diesen Studiengang deutschlandweit an. Der Abschluss erfolgt in der Regel über das erste Staatsexamen, das zentral durch staatliche Prüfungsämter organisiert wird.
Da Jura ausschließlich an Universitäten studiert wird, liegt der Fokus meist auf wissenschaftlicher Tiefe. Gleichzeitig hast du an vielen Standorten die Möglichkeit, dich über Schwerpunkte wie Europarechtoder Wirtschaftsrecht individuell zu spezialisieren.
Wichtig: Jede Hochschule bietet eine etwas andere Ausrichtung. Manche legen besonderen Wert auf Sprachprogramme oder Examensvorbereitung. Deshalb lohnt sich ein genauer Blick auf den Studienaufbau — so findest du das Modell, das am besten zu dir passt.
Jura-Studium — häufigste Fragen
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Ist das wirklich nur reines Pauken? Oder macht Jura auch Spaß? Klar musst du viel lernen — aber es geht nicht nur ums Auswendiglernen. Wenn du gerne Fälle löst, logisch denkst und Sprache magst, kann Jura echt Spaß machen. Besonders dann, wenn du merkst: Du verstehst plötzlich, wie das ganze System funktioniert. -
Was, wenn ich im Abi eine 3 in Deutsch hatte? Kein Problem. Du brauchst kein Super-Sprachgenie zu sein. Wichtig ist, dass du bereit bist, an deinen Ausdruck zu arbeiten. Juristische Sprache lernst du wie eine eigene Denkweise — niemand kann das zu Beginn perfekt. -
Geht’s im Jura-Studium auch mal um echte Kriminalfälle? Ja! Im Strafrecht arbeitest du mit echten Fallkonstellationen: Mord, Diebstahl, Körperverletzung. Aber: Du betrachtest sie rechtlich — also ganz nüchtern, nicht wie im Krimi. -
Wie viele Stunden am Tag muss man da lernen? Das kommt auf dich an. In stressigen Phasen kann’s schon mal 6–8 Stunden täglich sein — aber nicht permanent. Viele schaffen’s mit guter Planung und behalten trotzdem Freizeit. -
Kann ich damit später was anderes machen als Anwalt? Ja — du kannst auch in Unternehmen, Verbänden, Ministerien oder Medien arbeiten. Jura gibt dir ein starkes Fundament, auch wenn du später nicht in die Justiz willst. -
Was, wenn ich merke, dass ich’s nicht schaffe? Dann bist du nicht allein. Viele zweifeln mal. Wichtig ist: Hol dir Hilfe, probier’s mit Repetitorium oder Lerngruppe. Und wenn’s wirklich nicht passt: Wirtschaftsrecht, Politik oder Soziologie sind gute Alternativen.
Wirtschaftsrecht-Studium
Du findest die juristische Denkweise spannend, interessierst dich aber noch mehr für wirtschaftliche Zusammenhänge und möchtest nicht zwingend das Staatsexamen machen?
Dann könnte ein Wirtschaftsrechts-Studium genau das Richtige für dich sein. Hier erfährst du, was dich erwartet und ob es besser zu dir passt als der klassische Jura-Weg.
Wirtschaftsrecht-Studium
Du findest die juristische Denkweise spannend, interessierst dich aber noch mehr für wirtschaftliche Zusammenhänge und möchtest nicht zwingend das Staatsexamen machen?
Dann könnte ein Wirtschaftsrechts-Studium genau das Richtige für dich sein. Hier erfährst du, was dich erwartet und ob es besser zu dir passt als der klassische Jura-Weg.