Handelskalkulation
Die Handelskalkulation hilft dir, den richtigen Verkaufspreis herauszufinden — von der Ermittlung der Kosten bis zur optimalen Preisgestaltung. Wie das funktioniert, erfährst du hier und im Video!
Inhaltsübersicht
Handelskalkulation — einfach erklärt
Jeder Unternehmer steht vor der Herausforderung, seine Produkte oder Dienstleistungen gewinnbringend zu verkaufen. Und genau dabei hilft die Handelskalkulation. Sie berücksichtigt alle anfallenden Kosten — vom Einkaufspreis über Transport- und Lagerkosten bis hin zu Steuern und Gewinnmargen.
So kann ein Unternehmen einen Verkaufspreis festlegen, der alle Kosten abdeckt und für einen langfristigen Geschäftserfolg sorgt.
Arten der Handelskalkulation
Je nach Ausgangssituation gibt es drei Methoden, um den passenden Verkaufspreis oder Einkaufspreis zu ermitteln:
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Vorwärtskalkulation:
Hier startest du beim Einkaufspreis der Rohstoffe und rechnest alle anfallenden Kosten sowie die gewünschte Gewinnspanne hinzu. Das Ziel: Den Mindestverkaufspreis ermitteln, um rentabel zu bleiben. Diese Methode eignet sich besonders, wenn die Preisgestaltung von den eigenen Kosten abhängig ist.
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Rückwärtskalkulation:
Wenn der Markt oder die Konkurrenz den Verkaufspreis weitgehend vorgibt, hilft die Rückwärtskalkulation. Sie zeigt, welchen maximalen Einkaufspreis ein Unternehmen zahlen darf, um noch Gewinn zu machen.
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Differenzkalkulation:
Diese Methode kombiniert die beiden vorherigen: Hier sind Einkaufspreis und Verkaufspreis schon gegeben. Sie ermittelt, ob mit einem Produkt Gewinn oder Verlust gemacht wird. Die Differenzkalkulation ist daher hilfreich, um über Sortimentserweiterungen oder Preisänderungen zu entscheiden.
Vorwärtskalkulation Schema & Berechnung
Die Vorwärtskalkulation ist die erste Methode der Preisfindung. Sie wird genutzt, um ausgehend vom Listeneinkaufspreis Schritt für Schritt den Bruttoverkaufspreis zu ermitteln. Das Schema der Vorwärtskalkulation sieht insgesamt so aus:
1. Bezugskalkulation
Ausgangspunkt ist der Listeneinkaufspreis — also der Preis, den der Lieferant in seinen Katalogen oder Preislisten angibt. Davon werden mögliche Lieferrabatte und Lieferskonti abgezogen. Danach werden die Bezugskosten wie Transport oder Versicherung hinzugerechnet. Das Ergebnis ist der Bezugspreis, also die tatsächlichen Kosten für den Einkauf der Ware.
– Listeneinkaufspreis – Lieferrabatt = Zieleinkaufspreis – Zieleinkaufspreis – Lieferskonto = Bareinkaufspreis – Bareinkaufspreis + Bezugskosten = Bezugspreis |
2. Selbstkostenkalkulation
Nun geht es um die internen Kosten des Unternehmens. Hier wird der Handlungskostenzuschlag
addiert, der alle Kosten für Lagerung, Personal, Verwaltung und Vertrieb umfasst. Da diese Kosten nicht direkt einem einzelnen Produkt zugeordnet werden können, handelt es sich dabei um einen pauschalen Prozentsatz. Das Ergebnis ist der Selbstkostenpreis — also den Betrag, der alle bisherigen Kosten abdeckt, aber noch keinen Gewinn enthält.
– Bezugspreis + Handlungskostenzuschlag = Selbstkostenpreis |
3. Verkaufskalkulation
Um rentabel zu arbeiten, muss der Unternehmer einen Gewinn einplanen. Dazu wird ein Gewinnzuschlag auf den Selbstkostenpreis aufgeschlagen. Das ergibt den Barverkaufspreis. Hinzu kommen noch Kundenrabatte und -skonti. Zum Schluss wird die Umsatzsteuer addiert — und damit ist der Bruttoverkaufspreis ermittelt, den der Endkunde tatsächlich bezahlt.
– Selbstkostenpreis + Gewinnzuschlag = Barverkaufspreis – Barverkaufspreis + Kundenskonto = Zielverkaufspreis – Zielverkaufspreis + Kundenrabatt = Nettoverkaufspreis – Nettoverkaufspreis + Umsatzsteuer = Bruttoverkaufspreis |
Vorwärtskalkulation Beispiel
Schauen wir uns das Ganze an einem Beispiel an. Ein Elektronikfachhändler kauft kabellose Bluetooth-Kopfhörer mit einem Listeneinkaufspreis von 100 € ein. Er möchte nun den Bruttoverkaufspreis berechnen. Dafür liegen folgende Informationen vor:
- Lieferrabatt: 10 %
- Lieferskonto: 3 %
- Bezugskosten: 32,70 €
- Handlungskostenzuschlag: 50 %
- Gewinnzuschlag: 25 %
- Kundenskonto: 3 %
- Kundenrabatt: 10 %
- Umsatzsteuer: 19 %
Kategorie | Prozentsatz | Wert | |
Listeneinkaufspreis | 100,00 € | ||
– | Lieferrabatt | 10 % | 10,00 € |
= | Zieleinkaufspreis | 90,00 € | |
– | Lieferskonto | 3 % | 2,70 € |
= | Bareinkaufspreis | 87,30 € | |
+ | Bezugskosten | 32,70 € | |
= | Bezugspreis | 120,00 € | |
+ | Handlungskostenzuschlag | 50 % | 60,00 € |
= | Selbstkostenpreis | 180,00 € | |
+ | Gewinnzuschlag | 25 % | 45,00 € |
= | Barverkaufspreis | 225,00 € | |
+ | Kundenskonto | 3 % | 6,96 € |
= | Zielverkaufspreis | 231,96 € | |
+ | Kundenrabatt | 10 % | 25,77 € |
= | Nettoverkaufspreis | 257,73 € | |
+ | Umsatzsteuer | 19 % | 48,97 € |
= | Bruttoverkaufspreis | 306,70 € |
1. Bezugskalkulation
Im ersten Schritt werden Zieleinkaufspreis, Bareinkaufspreis und Bezugspreis nacheinander berechnet:
Listeneinkaufspreis: 100,00 €
– Lieferrabatt (10 %): 100 € ⋅ 0,10 = 10 €
→ Zieleinkaufspreis: 100 € – 10 € = 90 €
– Lieferskonto (3 %): 90 € ⋅ 0,03 = 2,70 €
→ Bareinkaufspreis: 90 € – 2,70 € = 87,30 €
+ Bezugskosten = 32,70 €
→ Bezugspreis: 87,30 € + 32,70 € = 120 €
2. Selbstkostenkalkulation
Als Nächstes wird der Selbstkostenpreis mithilfe des Handlungskostenzuschlags berechnet:
Bezugspreis: 120 €
+ Handlungskostenzuschlag (50 %): 120 € ⋅ 0,50 = 60,00 €
→ Selbstkostenpreis: 120 € + 60 € = 180 €
3. Verkaufskalkulation
Final werden Gewinnspanne, Kundenrabatte, Kundenskonto und Umsatzsteuer nacheinander addiert:
Selbstkostenpreis: 180 €
+ Gewinnzuschlag (25 %): 180 € ⋅ 0,25 = 45 €
→ Barverkaufspreis: 180 € + 45 € = 225,00 €
+ Kundenskonto (3 %): 225,00 € ÷ 0,97 = 231,96 €
→ Zielverkaufspreis: 231,96 €
+ Kundenrabatt (10 %): 231,96 € ÷ 0,90 = 257,73 €
→ Nettoverkaufspreis: 257,73 €
+ Umsatzsteuer (19 %): 257,73 € ⋅ 0,19 = 48,97 €
→ Bruttoverkaufspreis: 257,73 € + 48,97 € = 306,70 €
Der Elektronikfachhändler kann seine Kopfhöhrer also zu mindestens 306, 70 € auf dem Markt anbieten.
Rückwärtskalkulation Schema & Berechnung
Als zweite Methode zur Preisermittlung gibt es die Rückwärtskalkulation. Die verläuft im Vergleich zur Vorwärtskalkulation genau umgekehrt: Sie startet beim Bruttoverkaufspreis und rechnet zurück bis zum Listeneinkaufspreis.
Die Rückwärtskalkulation wird genutzt, wenn ein Unternehmen bereits einen festen Verkaufspreis für ein Produkt hat und herausfinden möchte, zu welchem maximalen Preis es die Ware einkaufen darf, um noch wirtschaftlich zu arbeiten.
Rückwärtskalkulation Beispiel
Der Elektronikhandel verkauft ebenfalls Bluetooth-Lautsprecher. Für die steht aber der Bruttoverkaufspreis von 250 € bereits fest. Daher möchte er wissen, zu welchem maximalen Einkaufspreis er die Lautsprecher beschaffen darf. Folgende Werte sind gegeben:
- Bruttoverkaufspreis: 250,00 €
- Umsatzsteuer: 19 %
- Kundenrabatt: 8 %
- Kundenskonto: 2 %
- Gewinnzuschlag: 20 %
- Handlungskostenzuschlag: 45 %
- Bezugskosten: 30,00 €
- Lieferskonto: 3 %
- Lieferrabatt: 12 %
Kategorie | Prozentsatz | Wert | |
Bruttoverkaufspreis | 250 € | ||
– | Umsatzsteuer | 19 % | 39,92 € |
= | Nettoverkaufspreis | 210,08 € | |
– | Kundenrabatt | 8 % | 16,81 € |
= | Zielverkaufspreis | 193,27 € | |
– | Kundenskonto | 2 % | 3,87 € |
= | Barverkaufspreis | 189,40 € | |
– | Gewinnzuschlag | 20 % | 31,57 € |
= | Selbstkostenpreis | 157,83 € | |
– | Handlungskostenzuschlag | 45 % | 48,98 € |
= | Bezugspreis | 108,85 € | |
– | Bezugskosten | 30,00 € | |
= | Bareinkaufspreis | 78,85 € | |
+ | Lieferskonto | 3 % | 2,44 € |
= | Zieleinkaufspreis | 81,29 € | |
+ | Lieferrabatt | 12 % | 11,09 € |
= | Listeneinkaufspreis | 92,38 € |
Die einzelnen Berechnungen laufen genauso ab wie bei der Vorwärtskalkulation — nur von der anderen Richtung. Beachte, dass sich hierbei die Vorzeichen jeweils umdrehen!
1. Verkaufskalkulation
Ausgangspunkt ist der Bruttoverkaufspreis, von dem Umsatzsteuer, Kundenrabat, Kundenskonto und Gewinnzuschlag nacheinander abgezogen werden:
Bruttoverkaufspreis: 250 €
– Umsatzsteuer (19 %): 250 € ÷ 1,19 ⋅ 0,19 = 39,92 €
→ Nettoverkaufspreis: 250 € – 39,92 € = 210,08 €
– Kundenrabatt (8 %): 210,08 € ⋅ 0,08 = 16,81 €
→ Zielverkaufspreis: 210,08 € – 16,81 € = 193,27 €
– Kundenskonto (2 %): 193,27 € ⋅ 0,02 = 3,87 €
→ Barverkaufspreis: 193,27 € – 3,87 € = 189,40 €
– Gewinnzuschlag (20 %): 189,40 € ÷ 1,20 ⋅ 0,2 = 31,57 €
→ Selbstkostenpreis: 189,40 € – 31,57 € = 157,83 €
2. Selbstkostenkalkulation
Als Nächstes wird für den Selbstkostenpreis der Handlungskostenzuschlag abgezogen:
Selbstkostenpreis: 157,83 €
– Handlungskostenzuschlag (45 %): 157, 83 € ÷ 1,45 ⋅ 0,45 = 48,98 €
→ Bezugspreis: 157,83 € – 48,98 € = 108,85 €
3. Bezugskalkulation
Final müssen die Bezugskosten vom Bezugspreis abgezogen werden und schließlich nacheinander Lieferskonto und Lieferrabatt addiert:
Bezugspreis: 108,85 €
– Bezugskosten: 30 €
→ Bareinkaufspreis: 108,85 € – 30 € = 78,85 €
+ Lieferskonto (3 %): 78,85 € ÷ 0,97 ⋅ 0,03 = 2,44 €
→ Zieleinkaufspreis: 78,85 € + 2,44 € = 81,29 €
+ Lieferrabatt (12 %): 81,29 € ÷ 0,88 ⋅ 0,12 = 11,09 €
→ Listeneinkaufspreis: 81,29 € + 11,09 € = 92,38 €
Der Elektronikhandel kann also beim Einkauf maximal 92,38 € ausgeben, um bei einem Verkaufspreis von 250,00 € rentabel zu arbeiten.
Bei der Differenzkalkulation sind Listeneinkaufspreis und Bruttoverkaufspreis gegeben. Gesucht ist der Gewinnzuschlag in der Mitte des Schemas. Daher beginnt die Berechnung von oben mit dem Einkaufspreis und wird bis zum Selbstkostenpreis durchgerechnet.
Anschließend wird von unten gerechnet: vom Bruttoverkaufspreis bis zum Barkverkaufspreis. Final wird die Differenz aus Barverkaufspreis und Selbstkostenpreis gebildet: Ist das Ergebnis positiv, entsteht ein Gewinn — ist es negativ, ein Verlust.
Handelskalkulation — häufigste Fragen
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Welche Arten von Handelskalkulation gibt es? Es gibt drei Arten der Handelskalkulation:
- Die Vorwärtskalkulation berechnet den Verkaufspreis vom Einkaufspreis aus.
- Die Rückwärtskalkulation bestimmt den Einkaufspreis vom Verkaufspreis aus.
- Die Differenzkalkulation ermittelt den Gewinn oder Verlust auf Basis von Einkaufs- und Verkaufspreis.
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Wie berechnet man die Handelskalkulation? Die Handelskalkulation berechnet den Verkaufspreis eines Produkts. Die Berechnung folgt folgendem Schema:
- Bezugskalkulation:
Listeneinkaufspreis – Lieferrabatt – Lieferskonto + Bezugskosten = Bezugspreis - Selbstkostenkalkulation:
Bezugspreis + Handlungskostenzuschlag = Selbstkostenpreis - Verkaufskalkulation:
Selbstkostenpreis + Gewinnzuschlag + Kundenskonto + Kundenrabatt + Umsatzsteuer = Listenverkaufspreis
- Bezugskalkulation:
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Wie werden Netto- und Bruttoverkaufspreis berechnet? Netto- und Brutto Verkaufspreis werden während der Verkaufskalkulation ermittelt:
- Barverkaufspreis = Selbstkostenpreis + Gewinnzuschlag
- Zielverkaufspreis = Barverkaufspreis + Kundenskonto
- Nettoverkaufspreis = Zielverkaufspreis + Kundenrabatt
- Bruttoverkaufspreis = Nettoverkaufspreis + Umsatzsteuer
Handlungskostenzuschlagssatz
Ein wichtiger Bestandteil der Handelskalkulation ist der Handlungskostenzuschlag. Er sorgt dafür, dass alle anfallenden Kosten, wie Lagerhaltung, Miete, Personal oder Verwaltung, in die Preisgestaltung einfließen. Doch mit welchem Satz wird er berechnet? Das erfährst du hier im Video!