Vorwärtskalkulation
Wie du den Angebotspreis mit der Vorwärtskalkulation berechnest, zeigen wir dir hier und im Video!
Inhaltsübersicht
Was ist die Vorwärtskalkulation?
Die Vorwärtskalkulation ist ein Vorgehen, mit dem du Schritt für Schritt den Listenverkaufspreis eines Produkts berechnest. Du startest beim Einkaufspreis und rechnest dann alle Kosten dazu — bis du weißt, wie viel du am Ende vom Kunden verlangen solltest. Genau deshalb heißt das Ganze auch Vorwärtskalkulation.
Wichtig: Du nennst die Vorwärtskalkulation auch Angebotskalkulation, weil du mit ihr den Angebotspreis (Verkaufspreis) berechnest.
Neben der Vorwärtskalkulation gibt es noch andere Handelskalkulationen:
- Die Rückwärtskalkulation beginnt beim Verkaufspreis und rechnet zurück zum Einkaufspreis.
- Bei der Differenzkalkulation schaust du, wie groß der Abstand zwischen zwei Preisstufen ist.
Die Begriffe sagen dir also immer, in welche Richtung gerechnet wird.
Wie sieht eine Vorwärtskalkulation aus?
Die Vorwärtskalkulation folgt immer demselben Ablauf. Hier siehst du ein Beispiel dafür:
Die Berechnung des Verkaufspreises erfolgt in drei Teilen.
-
Bezugskalkulation
Zuerst ermittelst du mit der Bezugskalkulation, was dich der Einkauf der Ware tatsächlich kostet. Dabei ziehst du Rabatte und Skonti ab und rechnest die Bezugskosten dazu. Am Ende hast du den Bezugspreis. -
Selbstkostenkalkulation
Jetzt kommen die internen Kosten dazu — zum Beispiel für Personal, Miete oder Verwaltung. Diese Gemeinkosten rechnest du auf den Bezugspreis drauf. Das ergibt den Selbstkostenpreis. -
Verkaufskalkulation
Zum Schluss schlägst du den Gewinn auf und kalkulierst mögliche Preisnachlässe für den Kunden — also Skonto und Rabatt. Anschließend wird die Steuer aufgeschlagen. Daraus ergibt sich der Listenverkaufspreis, den du dem Kunden anbietest.
So funktioniert eine Vorwärtskalkulation
Damit du die Theorie besser verstehst, schauen wir uns jetzt ein konkretes Beispiel an.
➡️ Beispiel
Stell dir vor, dein Ausbildungsbetrieb bekommt eine Anfrage: Ein Kunde möchte 10 Fahrradhelme kaufen. Du sollst nun den passenden Verkaufspreis für einen Helm berechnen. Dabei gelten folgende Angebotsdaten:
– Listeneinkaufspreis pro Helm: 100 €
– Lieferantenrabatt: 8 %
– Lieferantenskonto: 2 %
– Bezugskosten (gesamt): 30,00 €
– Gemeinkosten: 20 %
– Gewinnzuschlag: 8 %
– Kundenskonto: 3 %
– Kundenrabatt: 5 %
1. Bezugskalkulation
Zuerst rechnest du den Bezugspreis aus. Dafür berechnest du erst den Zieleinkaufspreis. Den findest du heraus, indem du von 100 € 8 % Lieferantenrabatt abziehst — macht 92 €. Von denen ziehst du noch 2 % Skonto ab und landest bei 90,16 €. Nun teilst du die Bezugskosten von 30 € auf 10 Helme auf, also 3 € pro Stück. Addiert ergibt das einen Bezugspreis von 93,16 € pro Helm.
Tipp: Um Prozent zu berechnen, wandle den Prozentsatz zuerst in eine Dezimalzahl um (z. B. 8 % = 0,08) und multipliziere sie dann mit dem Betrag.
Kategorie | Prozent | Wert |
Listeneinkaufspreis – Lieferantenrabatt |
8 % | 100 € 8 € |
= Zieleinkaufspreis – Lieferantenskonto |
2 % | 92 € 1,84 € |
= Bareinkaufspreis + Bezugskosten |
90,16 € 3 € |
|
= Bezugspreis | 93,16 € |
2. Selbstkostenkalkulation
Auf diesen Bezugspreis rechnest du die Gemeinkosten auf. Sie liegen hier bei 20 %. Insgesamt wären das dann 111,79 €. Damit kennst du die Selbstkosten, also die Summe aller Kosten, die dein Unternehmen pro Helm hat.
Kategorie | Prozent | Wert |
= Bezugspreis + Gemeinkosten |
20 % | 93,16 € 18,63 € |
= Selbstkostenpreis | 111,79 € |
3. Verkaufskalkulation
Natürlich muss für dich auch etwas Gewinn herausspringen. Deshalb schlägst du 8 % auf die Selbstkosten auf — das ergibt 120,73 €. Damit der Kunde später 3 % Skonto nutzen kann, musst du den Zielverkaufspreis rückwärts berechnen — sonst trägst du die Kosten selbst. Auch den Kundenrabatt von 5 % rechnest du rückwärts ein, sodass der Nettoverkaufspreis von 131,01 € alle Nachlässe schon abdeckt.
Wichtig: Beim Rückwärtsrechnen startest du nicht mit 100 %, sondern mit dem Prozentsatz, der nach Rabatt oder Skonto übrig bleibt — hier also 97 % bzw. 95 %.
Am Schluss wird noch die Umsatzsteuer von 19 % berücksichtigt und du erhältst einen Bruttoverkaufspreis von 155,90 €.
Kategorie | Prozent | Wert |
= Selbstkostenpreis + Gewinnzuschlag |
8 % | 111,79 € 8,94 € |
= Barverkaufspreis + Kundenskonto |
3 % | 120,73 € 3,73 € |
= Zielverkaufspreis + Kundenrabatt |
5 % | 124,46 € 6,55 € |
= Nettoverkaufspreis + Umsatzsteuer |
19 % | 131,01 € 24,89 € |
= Listenverkaufspreis | 155,90 € |
Kalkulationszuschlag und Kalkulationsfaktor
Die Vorwärtskalkulation zeigt dir Schritt für Schritt, wie du vom Einkaufspreis zum Verkaufspreis kommst. Manchmal brauchst du aber eine Abkürzung — zum Beispiel, wenn du nur schnell überschlagen willst, wie hoch dein Verkaufspreis sein sollte. Dafür nutzt du den Kalkulationszuschlag oder den Kalkulationsfaktor.
Kalkulationszuschlag
Der Kalkulationszuschlag sagt dir, wie viel Prozent du auf den Bezugspreis aufschlagen musst, um beim Listenverkaufspreis zu landen. Du berechnest ihn mit dieser Formel:
➡️ Beispiel
– Du hast einen Bezugspreis von 100 €. Dein Listenverkaufspreis liegt bei 140 €. Dann ist der Zuschlag:
Kalkulationsfaktor
Der Kalkulationsfaktor verfolgt den gleichen Zweck, funktioniert aber einfacher: Er gibt dir eine feste Zahl, mit der du den Bezugspreis multiplizierst. Hier die Formel:
➡️ Beispiel
– Du hast einen Bezugspreis von 100 € und einen Listenverkaufspreis von 140 €. Dann ist der Faktor:
Rückwärtskalkulation
Die Vorwärtskalkulation hast du drauf — aber wie läuft es andersherum? Erfahre in unserem Artikel zur Rückwärtskalkulation, wie du rückwärts zum Einkaufspreis kommst!